Dieses Frühjahr bot sich mir die Möglichkeit einer Inforeise in den Süden und Osten Madagaskars. Wir starteten von der Hauptstadt Antananarivo aus und fuhren ins südlich gelegene Antsirabe – der Stadt des Wassers. Die Fahrt durch das madagassische Hochland führt durch unzählige Reisterrassen, welche wenige Monate nach der Regenzeit in einem saftigen Grün erscheinen. In Antsirabe entspringen unterschiedliche Thermalquellen. Dort bietet sich auch heute noch ein Besuch in einem der Thermalbäder an. Darüber hinaus gibt es in der direkten Umgebung zwei Kraterseen, welche zum Baden einladen.
Von Antsirabe aus ging die Fahrt weiter zum Ranomafana-Nationalpark. Auf einer mehrstündig geführten Tour entstand der erste Kontakt mit den landestypischen Lemuren. Hier gibt es die Möglichkeit die kleinen, meist nachtaktiven Waldbewohner auch auf einer Nachtwanderung zu erleben. Neben Lemuren trifft man immer wieder auf unterschiedliche Chamäleonarten, Schlangen und Frösche. Im weiter südlich gelegenen Anja-Reservat, welches von der Kommune selbst verwaltet wird, trifft man auf viele der bekannten Catta-Lemuren, deren Schwanz grau-weiß geringelt ist. Hier haben Besucher Gelegenheit, die weniger scheuen Tiere aus nächster Nähe zu betrachten. Der Südroute folgend erreichten wir den Isalo-Nationalpark bei Ranohira. Mit jedem Kilometer wird das Land unwirtlicher: es verschwinden Berge, Bäume und Sträucher und eine prärieähnliche Landschaft mit hohem Grasbewuchs dominiert. Die Felsformationen des Isalo erinnern teilweise an das türkische Kappadokien: zerklüftete Felsen laden mit viel Phantasie zum Deuten von Figuren ein. Ein Highlight einer Isalo-Wanderung ist das „piscine naturelle“ – eine kleine Palmenoase mit natürlichem Swimmingpool. In Tulear an der Westküste angekommen, wird man bei nun sehr warmen Temperaturen mit einem Bad im Kanal von Mosambik belohnt. Die Lodges und Hotels an den Stränden laden zum Verweilen ein. Ein Sonnenuntergang auf der Terrasse belohnt so manches Abenteuer, welches auf dem Weg dorthin überstanden werden musste.
Der zweite Teil der Reise führte mich, nach einem Flug von Tulear zurück in die Hauptstadt, in den Osten nach Andasibe. Hier befindet sich der Andasibe-Nationalpark, wo ebenfalls geführte Wanderungen am Tag und in der Nacht unternommen werden können. In Parknähe haben sich viele gute Lodges angesiedelt, die den Gästen unterschiedliche Standards bieten. Auf der Straße in Richtung Ostküste werden Städte und Dörfer passiert, deren Obst- und Gemüsemärkte sich schier mit einem Überangebot präsentieren. Es zwingt sich der Eindruck auf, dass hier alles zu wachsen scheint. Im Gebiet von Akanin‘ny Nofy befindet sich der Pangalanes-Kanal – eine fast 650 Kilometer lange Wasserstraße, welche mehrere Süßwasserseen miteinander verbindet. An einem dieser Seen liegt das Palmarium. Nach einer zweistündigen Bootsfahrt wird dieses erreicht. Als Bungalowbewohner findet man die Lemuren zum Teil direkt hinter dem Haus. Auch hier können bei einer Nachtwanderung noch weitere nachtaktive Tiere erlebt werden. Ein Highlight ist die Begegnung mit einem Aye Aye: eine sehr seltene Lemurenart, deren Anblick ein wenig verstörend wirken kann. Während die meisten Lemuren als süße kleine Äffchen beschrieben werden können, wirkt das Aye Aye wie ein ausgestoßener Artgenosse: die Augen sind meist weit aufgerissen, das Fell borstig und struppig und es besitzt einen extrem lang ausgeprägten Mittelfinger. Der Versuch dieses Tier aufzuspüren, sollte unbedingt unternommen werden, auch wenn ein Zusammentreffen nicht garantiert werden kann.
Madagaskar bietet allen Reisenden reichlich Natur und Entspannung. Lodges und Hotels gibt es mit unterschiedlichen Standards – vom 5-Sterne-Luxusareal bis hin zu einfachen aber urgemütlichen Bungalows mit Charme. Gerade auch Familienreisen mit Kindern sind sehr gut möglich: es bieten sich je nach Region Wanderungen, Bootsfahrten, Strandurlaube und Tierbeobachtungen an. Einmalmehr hat mich die Insel überzeugt wiederzukommen.
Euer Thorsten Doß