Altstadt von Fianarantsoa im Hochland

Fianarantsoa

Als zweitgrößte Stadt Madagaskars liegt die alte Königsstadt Fianarantsoa inmitten des größten Weinanbaugebiets der Insel. Heute zählt die Stadt knapp 200.000 Einwohner, von denen der Großteil noch zu dem hier ursprünglich ansässigem Volk der Betsileo gehört. Fianarantsoa gilt seit dem Einzug von Missionaren, die hier Kirchen und Schulen erbauten, als religiöses Zentrum von Madagaskar, denn die Kirchendichte pro Quadratmeter ist nirgends so hoch wie hier.

Historische Viertel in Fianarantsoa

In Fianarantsoa wurden die alten traditionellen Häuser auf den Hügeln der Stadt erbaut und ziehen sich bis auf den 1269m hohen Ivonea hinauf. Diese als „Oberstadt“ bezeichnete „Altstadt“ steht auf der Liste der 100 schützenwertesten und bedrohtesten Städte der Welt (laut „Monument watch“). Im Panorama sieht die Stadt aus wie ein Andendorf mit seinen sanft geschwungenen Hügeln im Hintergrund.

Die 500 Häuser und 6 Kirchen stammen noch aus dem 19. Jahrhundert. Da die Stadt zu arm ist, um ihre Häuser in Stand zu halten, haben sich Hilfsprojekte zur Unterstützung der Renovierung zusammengeschlossen.

Der eigentliche Stadtkern Fianarantsoas, der etwas später entstand, liegt weiter unten im Tal und wird als „Unterstadt“ bezeichnet. Hier findet man den Marktplatz, das Einkaufsviertel und den Bahnhof. Hier spürt man förmlich das „pulsierende Herz“ der Stadt. Die mittlere Ebene, die sog „Nouvelle Ville“ (Neustadt) wurde zur Kolonialzeit von den Franzosen bebaut. Hier entstanden viele Banken, Verwaltungsgebäude und Hotels.

Sehenswürdigkeiten in Fianarantsoa

  • Museum Faniahy: Im Stadtteil Anjoma kurz hinter dem Bahnhof kann man sich im Museum Faniahy über die Geschichte und die Kultur der  hier lebenden Ethnie der Betsileo informieren.
  • Kulturfest der Betsileo: Zwischen Mai und September findet das jährliche Volksfest der Betsileo statt, bei dem der traditionelle „Tolon’omby“ (Stierkampf) vorgeführt wird. Er gleicht allerdings eher einem Rodeo als einem spanischen Stierkampf.
  • Trappistenkloster „Monastere de Moromby“: Das 1958 erbaute Kloster gilt als Zentrum der Weinversorgung für die katholischen Pfarrgemeinden (Messweine). Bekannt unter dem Namen „Maromby“ findet man den Wein aber auch auf den Getränkekarten von besseren Restaurants und Hotels. Auch zum Übernachten stehen auf dem Kloster 28 einfache Zimmer mit Dusche und Bett für Gäste zur Verfügung.
  • Weingüter im Süden: Seit 1970 kann man bei Isorona mehrere kleine Weingüter begutachten, die durch Schweizer Entwicklungsgelder ausgebaut wurden. Die bekanntesten Weine aus dieser Gegend sind die Sorten „ Lazan’i Betsileo“, „Soavita“ und „Gris de Manamisoa“.
  • Teeplantagen Sahambavy: Die einzige Teeplantage Madagaskars kann man ungefähr 23 km östlich von Fianarantsoa erreichen. In den 70er Jahren eröffnet, produzieren heute ca. 140 Angestellte einen qualitativ hervorragenden Tee, der sich sogar auf dem Weltmarkt behaupten kann. Die Plantage gehört zu den größten Arbeitgeber Fianarantsoas und produziert ca. 500 Tonnen Tee jährlich, in den mittlerweile auch madagassische Vanille in einige Sorten eingearbeitet wird. 80% des Tees werden exportiert. Die besten Besichtigungszeiten sind die Werktage zwischen Oktober und Mai.

Fianarantsoa lässt sich gut mit dem Ranomafana-Nationalpark im dichten Bambusdschungel und Anja-Lemurenpark in Ranohira kombinieren!

Dschungel-Express ab Fianarantsoa

Zugfahrt Madagaskar
Der gemütliche Madagaskar „Dschungel Express“

Wer an Madagaskars Ostküste unterwegs ist, plant vielleicht, die ein oder andere Strecke mit der berühmten madagassischen Eisenbahn zurückzulegen. Zahlreiche Reisereportagen berichten über Madagaskars antikes Schienennetz. Im Süden pendelt der sogenannten Dschungel-Express, der zwischen 1926 und 1936 gebaut wurde, zwischen Fianarantsoa und Manakara.

Für Unabhängige und Abenteuerlustige ist eine Reise im Zug zu empfehlen. Mit etwa 10 Stunden wird die Fahrtzeit zwischen Fianarantsoa und Manakara angegeben, nicht unrealistisch sind jedoch auch 20 bis 24 Stunden. Das macht leider jede Planbarkeit für Gruppenreisen zunichte.

Wer jedoch einen festen Zeitplan hat, wird mit diesem Verkehrsmittel nicht glücklich, da der Zug zu 90% ausfällt und Unregelmäßigkeiten die Regel sind. Funktioniert die Lok nicht, wird die Abfahrt auf unbestimmte Zeit verschoben. Reservierte Sitzplätze können auch in der ersten Klasse nicht garantiert werden, Toiletten sind nichts für schwache Gemüter und Nutztiere fahren genauso mit wie menschliche Fahrgäste.

Früher wurden die Kolonialwaren aus dem Hochland in den Hafen an die Küste transportiert, um von dort auf die Schiffe geladen und in die ganze Welt verschickt zu werden . Heute gehört eine Fahrt zu den landschaftlich attraktivsten Wegen durch Madagaskar – die am Fenster vorbeiziehende Natur verändert sich stets und bleibt jedoch immer atemberaubend. Der Zug passiert auf gut 160 km den berühmten Bergnebelwald Madagaskars, 67 Brücken und 48 Tunnel und fährt mit etwa 15km/h ein sehr gemütliches Tempo.