Alltagskultur und Wohnen in Madagaskar

Ein Dorfbesuch bei einem madagassischen Stamm ist eines der Highlights jeder Rundreise über die Insel. Am besten lässt man sich dabei von einer erfahrenen Reiseleitung begleiten, die den Kontakt im Vorfeld herstellt und Reisende über Gepflogenheiten aufklärt und Dinge übersetzt. Es gibt viele Eigenarten in der madagassischen Kultur, die man unbedingt genau verstehen muss. Als kleine Einleitung dient der nachfolgende Kulturführer zum Alltag, zur Wohnarchitektur und zum Aberglauben.

Wie wohnen die Madagassen auf dem Land?

Traditioneller Hausbau auf Madagaskar
Traditionelle Pfahlbauweise in Küstennähe

Die asiatische Kultur spiegelt sich auf Madagaskar auch in der Pfahlhausbauweise wider. Fast jedes traditionelle Haus hat einen einfachen rechteckigen Grundriss, eine Nord-Süd-Ausrichtung und einen Eingang im Westen. Diese Ausrichtung bewirkt dass das Haus ganz nebenbei auch als Sonnenuhr fungieren kann, denn wenn die Sonnenstrahlen nachmittags durch die Fenster auf bestimmte Gegenstände fallen, kann man daran die Uhrzeit ablesen.

Die Nordseite des Hauses ist für die Autorität bestimmt, während die Südseite als Ort der Zauberei gilt. Der Osten ist für Ahnen und Gottheiten reserviert. Die Einführung von Steinen zum Häuserbau kam erst mit der Einwanderung der Europäer. Nur 25% der Häuser auf Madagaskar werden aus festen Materialien wie Stein, Ziegelstein, Zement oder Beton gebaut.

Holz- und Steinbauweise

Lehmhäuser Madagaskar
Traditionelle Lehmhäuser auf Madagaskar

Die Hochlandvölker Merina un Betsileo bauen ihre Häuser meist zweistöckig aus Ziegelsteinen. Die Völker an der Küste bauen mehr aus Holz und ihre Häuser stehen zur besseren Durchlüftung meist auf Pfählen. Die Hauswände bestehen oft aus Palmwedel und gespaltenem Bambus. Der Innenboden wird meist einfach aus gestampftem Lehm hergestellt, auf den eine Reisstrohmatte gelegt wird. In den meisten Dörfern findet man einen erhöht gebauten Reisspeicher.

Strom, Licht, Feuerstelle und Toiletten

Im Durchschnitt bewohnen ca. 7 Personen einen Haushalt. Ihre Lichtquelle besteht meist aus Petroleumlampen oder Kerzen, da elektrisches Licht nur vereinzelt in den großen Städten zu finden ist.

Die meisten Haushalte sind nicht an eine Wasserversorgung angeschlossen und sind deshalb auf nahegelegene Quellen und Flüsse angewiesen. Gekocht wird auf Holz und Holzkohle. Die Feuerstellen befinden sich meist im Westen des Hauses und bestehen aus 3–5 Steinen die einen Kochtopf tragen. Der Rauch zieht durch die Fenster und Türen ab und hinterlässt dabei Rußspuren an den Innenwänden der Häuser, die niemals entfernt werden, da sie auf einen lang bestehenden Haushalt hindeuten, auf den die Madagassen sehr stolz sind.

Toiletten und sanitäre Einrichtungen findet man nur bei ca. 50% der Haushalte! Ebenfalls ca. 50% der Haushalte besitzen mindestens einen Stuhl als Möbelstück; erstaunlicherweise aber über 90% der Haushalte ein Mobiltelefon.

Die Bara-Ethnie, Holzschnitzkunst und ein Dorfreservat kennen lernen – Madagaskars Kultur mit Landeskennern erleben!